Beratungsverständnis

„es gibt kein richtiges Leben im falschen“ …

… „dies zu erkennen ist der erste Schritt heraus aus dem Dilemma“

(Theodor W. Adorno / Ute Osterkamp)

In meiner Arbeit ist mir wichtig, stets zu versuchen, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen – mit dem Wissen, dass die Beratungsbeziehung grundsätzlich asymmetrisch ist. Ich versuche, Beratung als gemeinsamen Forschungsprozess zu verstehen: Ziel ist es, die persönliche Handlungsfähigkeit langfristig zu stärken. Ausgangspunkt sind immer die Anliegen der Ratsuchenden. Um in einer schwierigen beruflichen Situation weiter zu kommen, ist es häufig hilfreich, mit etwas Distanz zum unmittelbaren alltäglichen Tun in einen Prozess der Reflexion zu gehen, um sich neue Handlungsmöglichkeiten zu erschließen.

Eine gute Beratung kann dies leisten, wenn zunächst eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre geschaffen wird: Leistungsdruck oder die Befürchtung in irgendeiner Weise abgewertet zu werden sollten möglichst in den Hintergrund treten können. Mein Versuch als Berater besteht darin, meine Gegenüber radikal ernst zu nehmen. Ich versuche, die jeweiligen Sichtweisen und Handlungsgründe möglichst gut zu verstehen und nachzuvollziehen. Es geht, anders gesagt, darum, sich den Problemen der Menschen anzunehmen und nicht die Menschen zum Problem zu machen.

In Beratungsprozessen versuche ich, diesen vertrauensvollen Rahmen immer wieder herzustellen sowie Impulse für ein vertiefendes Verständnis für die Problemkonstellation zu geben. Die Impulse sind als Angebote zu verstehen, einen Sachverhalt von verschiedenen Seiten zu betrachten, einen neuen Blick auf die Sache zu gewinnen: das Durchspielen verschiedener Perspektiven von Problembeteiligten kann dabei ebenso hilfreich sein wie biographische Aspekte sowie psychologische und sozialwissenschaftliche Perspektiven, mit denen das Beratungsanliegen betrachtet werden kann. Das Erkunden der komplexen emotionalen Aspekte der Situation spielt dabei eine zentrale Rolle. Aus meiner Erfahrung kann auch Humor ein hilfreiches Mittel für die Reflexion sein. Für mich als Berater ist auch das Bemühen wichtig, die gesellschaftlichen Positionen sowie besonderen Diskriminierungserfahrungen von Ratsuchenden und Beteiligten zu beachten, diesbezüglich stets lernbereit zu sein und auch die beraterische Situation in dieser Perspektive zu reflektieren.

Wenn in einem Reflexionssprozess diese verschiedenen Sichtweisen und Aspekte nicht nur nebeneinander stehen bleiben, sondern sinnvoll zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, spricht man von einer metasubjektiven Perspektive. Daher der Name dieser Website.